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April 2020

Das digitale Fenster zur Nachbarschaft Best Practice Beispiel: Ein virtuell-analoger über Zoom und Facebook live gestreamter Nachbarschafts-Spaziergang, zum Nachschauen. Gabi Linde 


Mut zur digitalen Lücke! Wer nicht nach draußen gehen kann, oder mag, hat mit dem Format „Das digitale Fenster zur Nachbarschaft“ die Gelegenheit sich auf das Sofa zu kuscheln, einen leckeren Tee zu trinken und eine Stellvertreter*in für sich im Veedels-Spaziergang laufen zu lassen. Was als analoger Projekt-Spaziergang geplant war wurde im Projekt ‚Mut zur Lücke‘ auf Grund von Kontaktbeschränkungen, die wegen der weltweiten Coronavirus Pandemie seit 22. März 2020 bis auf unbestimmte Zeit in Deutschland gelten, kurzerhand umgedacht.

Das Projekt wird seit September 2019 von Agora Köln im Auftrag der Stadt Köln durchgeführt und dient dazu, mit bis zu 10 Aktions-Gruppen aus zwei Kölner  Nachbarschaften 10 Parklücken temporär umzugestalten. Wo Autos parken, sollen Nachbar*innen und zu Fußgehende die Möglichkeit haben sich z.B. auf aus Holz gebauten Bänken zu begegnen. Was 2013 in San Francisco als „Parklet-Projekt“ begann und in Stuttgart schon erfolge feiert, ist in Köln angekommen. Der virtuell-analoge Spaziergang wurde im Vorfeld von dem Agora Köln Projekt-Team organisiert und am 19.4.2020 durchgeführt. Im Rahmen des “Weltübergang”-Hackathons wurde das Format zusätzlich im Bereich der Idee "Stellvertreter*innen" reflektiert.

Ablauf: Die Aktionspartner*innen mit ihren Aktionsideen für die „Lücken“ wurden über Zoom dazu geschalten. ‚Drinnen‘ war ein Team-Mitglied für Zoom zuständig, hatte den Chat im Blick, steuerte Screensharings von Projekt-Skizzen hinzu, und schaltete die Speaker / Aktionspartner*innen im Spotlight groß und wieder klein. Wie bei einer Fernsehproduktion  wurde der digitale Spaziergang live koordiniert. Das Zoom-Fenster wurde direkt auf Facebook live über die FB Projektseite übertragen, und wurde dort von einer zweiten Team-Kollegin begleitet. Sie verfolgte die Kommentare und antwortete im Kommentar-Feld zurück. 

Ich war live draußen vor Ort, stellvertretend für alle über Zoom und Facebook Zusehenden. Da die Parklücken noch nicht umgestaltet waren, zeigte ich die bei der Stadt Köln angefragten Standorte und lud ein, sich mit mir die Zukunft vorzustellen, zu visualisieren wie die Lücken umgestaltet sein werden, und den Weltübergang zu erproben. An einer Station traf ich eine Aktionspartnerin im realen Leben, während sie auf einer Bank bei Zoom zugeschalten war, während ich sie über meinen Zoom-Zugang filmte und interviewte, während alles live auf Facebook übertragen wurde, während ich fotografiert wurde. Inception?! Es war sehr spannend! 

Wer live zusah, konnte über die Chat-Funktionen im Zoom und auf der Facebook-Seite kommentieren und Fragen stellen. Es war sehr interaktiv. Stellvertretend für die Zuhausegebliebenen besuchte ich insgesamt 8 Standorte, die im Projekt integriert waren.  Der gesamte Veedels-Spaziergang (ca. 1 Std.) wurde anschließend auf der ‚Mut zur Lücke‘ Facebook-Seite zum Nachschauen bereitgestellt: virtuell-analoger Veedels-Spaziergang. Als erster Prototyp war das Format im Sinne der digitalen Nachbarschaftsarbeit gut gelungen.

Dieses Stellvertreter*innen Format lässt noch viel Spielraum zum Experimentieren:  Ein Spaziergang, eine geführte Nachbarschafts-, Städte-Tour, ein audio-visueller Walk, oder ein urbanes Theater(Stück) mit partizipativen und interaktiven Ansätzen. Wie kann eine Person draußen für eine Person drinnen stellvertretend im öffentlichen Raum unterwegs sein? Wie dessen Augen und Ohren sein? Wie kann das ‚Drinnen‘ das ‚Draußen‘ navigieren? Und umgekehrt? Wie könnte ein kollaboratives Erlebnis geschaffen werden in dem das ‚Drinnen‘ z.B. den Stadtplan hat, das ‚Draußen‘ entsprechend mit der realen Umgebung agieren und das Gesehene zurück spiegeln? Wie könnte das ‘Drinnen’ und das ‘Draußen’ interagieren? Welche Interaktions-Ideen (Interventionen) mit Passant*innen und welche parallel genutzten Medien, Materialien und Technologien könnten in das Format integriert werden? Und muss das Live Produzierte immer nachgeschaut werden können, oder darf es auch vergänglich sein?

Ich bin überzeugt, die Zukunft ist hybride! Viele spannende Denkansätze entstehen, die erprobt werden wollen, im spielerischen Kontext der Nachbarschaftsarbeit, der kulturellen Bildung und weiterer kreativer Möglichkeiten spielerische Zugänge im Weltübergang für Menschen zu schaffen. Liebe Zukunft, wir haben eine Verabredung!
Blog-Fotos: B. Hofmann 2020 / FB Screenshot 'Mut zur Lücke' 2020

März 2020

Soziale Intervention WEG-GESPRÄCHE / LET'S TALK. Ein analoger Chatroom; postdigital.
Gabi Linde (s. u. Fotos 1-4)


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Begrenzte Kontaktmöglichkeiten im öffentlichen Raum seit März 2020 lassen mich überlegen, wie wir uns dennoch persönlich Begegnen, Austauschen und Kennenlernen können, ohne die Regeln zu verletzen. Wenn ich spazieren gehe habe ich das Gefühl, die Menschen sind aufmerksamer - gegenüber anderen, der Umwelt und sich selbst. Blicke streifen mich, fixieren mich oder weichen mir aus. Wer sich noch nicht digital beschäftigt, fängt jetzt an sich damit auseinander zu setzen, oder vertraut auf freundschaftliche, kollegiale und nachbarschaftliche Hilfe. Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist für mich global spürbar, wie noch nie. Trotz all der digitalen Technologien in die ich tiefer eintauche, beschäftige ich mich auch weiterhin intensiv mit der realen Welt. Wir wurden mit einem Schlag in die Digitale Welt hineingezoomt; wie kommen wir von ihr inspiriert auch wieder heraus?

Neue Regeln des sozialen Engagements. Schlagartig veränderte sich die Welt und die Gesellschaft mit ihr. Im März 2020 wurden in Deutschland aufgrund der rasanten Ausbreitung von Covid-19, einem neuen Virus, unterschiedliche Maßnahmen ergriffen. Eine davon war, dass Menschen die nicht zusammen lebten, im öffentlichen Raum einen Sicherheitsabstand von mindestens 2 Metern einhalten mussten. Weg-Gespräche / Let's talk ist mein spielerischer Ansatz  Menschen einzuladen, sich in sicherem Abstand zu begegnen. In Kreisformation werden mit Strassenkreide vier kleinere Kreise in mindestens 2 Meter Abstand auf einem geeigneten Untergrund im öffentlichen Raum gemalt. Diese werden zusätzlich miteinander zu einem größeren Kreis verbunden.  In diesem steht "Weg-Gespräche". In jedem kleineren Kreis sind "Fußstapfen" gemalt und außen herum wird vermerkt 'Hier stehen'.  Auch Hunde werden mit bedacht. Mit ein wenig Mut  Freunde und Fremde in den Kreis einzuladen, entsteht so ein 'analoger Chatroom' persönlicher Begegnungen im realen Leben - Abstand bedacht.

Oktober 2019 

Inspiration: Ted Talk von Stuart Brown, 2008


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Stuart Brown, ein Wegbereiter der Spieleforschung, sagt, Humor, Spiele, Raufen, Flirten und Phantasie seien mehr als Spaß. Ein Mehr an Spielen in der Kindheit erzeugt glückliche, gewitzte Erwachsene - und Spiele können uns in jedem Alter klüger machen.
Quelle: YouTube [Abgerufen im Oktober 2019].

August 2019

Interaktive Kunst-Installation  HOUSE OF THE TIME TRAVELLERS. Gabi Linde
(s.u. Fotos 1-8)

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Was passiert, wenn ich mich in meiner ersten Künstler-Residenz mit internationalen Künstler*innen spielerisch austoben kann? Im August 2019 war es soweit: Antropical Residency "Play until united".
                   
Im Rahmen des Kolla-Festivals Steinfort Mirador, Luxemburg wurde ich für die Antropical Residency vom 2. - 22. August 2019 ausgewählt. International tätige Künstler*innen arbeiteten drei Wochen kollaborativ an Projekten, die am Kolla-Festival präsentiert wurden. Mein Projekt-eine "WG von Zeitreisenden",  war eine interaktive, begehbare Kunst- installation auf dem Festival-Gelände. „Wo ist zuhause? Wann ist zuhause? Von mehreren  Kolla-Zeitreisendenin unterschiedlichen Zeit- Dimensionen bewohnt, war dieses Haus ein temporäres Zeitportal, in denen Artefakte ihres Lebens in unserer Gegenwart gefunden werden konnten. Jedes mal wenn neue Zeitreisende dort Station machten feierten sie gemeinsam mit den Festival-Besuchenden eine Einweihungsparty und berichteten von ihren Abenteuern. Zukunft und  Vergangenheit wurden so in unserer Realität erleb- und erfahrbar gemacht.